Das Bewusstsein für unsere Umwelt und die Frage nach Nachhaltigkeit werden immer größer. Uns ist nicht mehr egal, woher unsere Lebensmittel kommen und unter welchen Umständen sie erzeugt wurden. Schreckliche Bilder über die Bedingungen der Massentierhaltung lassen uns nicht mehr los und man möchte dem Ganzen endlich ein Ende setzen. Kein Wunder also, dass sich immer mehr Österreicher ihren Garten mit Hühnern teilen – denn ein Frühstücksei aus dem eigenen Stall kann man frischer nicht kaufen und noch dazu ganz ohne schlechtes Gewissen genießen.
Wer mit dem Gedanken spielt, sich auch eine kleine Hühnerscharr zu halten, sollte auf ein paar wichtige Punkte achten. Zuallererst sollte man sich erkundigen, ob eine Hühnerhaltung auf dem eigenen Grundstück überhaupt erlaubt ist. Außerdem sollte man sein Vorhaben eventuell auch mit den Nachbarn besprechen. So verhindert man etwaige Auseinandersetzungen, weil sich Herr und Frau Nachbar über einen krähenden Hahn beschweren. Apropos Hahn: Dass Hühner ohne Hahn keine Eier legen, ist ein Ammenmärchen und stimmt nicht.
Dann muss man sich selbstverständlich auch darüber Gedanken machen, welche Verantwortung man für diese Tiere übernimmt und wieviel Arbeit man in ihre Pflege investieren muss. Die Hühner müssen jeden Tag versorgt werden – selbst, wenn man krank oder auf Urlaub ist. Gibt es also jemanden, der bereit ist, Sie in solchen Situationen zu vertreten und sich um die Hühner zu kümmern?
Wie sieht denn der Alltag als Hühnerbesitzer aus? Die Tiere lieben die Routine, das gibt ihnen Sicherheit. Sie mögen am liebsten einen regelmäßigen Tagesablauf, der damit beginnen sollte, sie morgens rauszulassen. Während sie sich im Auslauf tummeln, wird der Futterspender aufgefüllt und frisches Wasser in den Wasserspender gefüllt. Die Hühner werden einige Zeit nach ihrem Frühstück die ersehnten Eier legen. Diese werden täglich eingesammelt. Sobald es zu dämmern beginnt, kommen die Hühner zur Nachtruhe wieder in den abschließbaren Stall. Etwa einmal in der Woche ist Putztag angesagt, der Stall gehört gereinigt, das Einstreu gewechselt und der Mist entfernt. Auch die Futter- und Wasserspender sollte man regelmäßig reinigen und desinfizieren.
Angenommen, man hat sich nun genügend Gedanken gemacht, das Für und Wider abgewägt und ist zum Entschluss gekommen: Ja, ich werde Hühner-Halter! Was nun? Was braucht so ein Huhn und wie sorge ich dafür, dass es nicht nur versorgt, sondern auch glücklich ist? Immerhin sollen ja glückliche Hühner auch die besseren Eier legen, nicht wahr?
Eines vorweg: Hühner sind durchaus kluge Tiere. Sie gewöhnen sich an ihren Menschen und kommen einem entgegengelaufen, sobald sie die vertraute Stimme ihres Versorgers hören. Man kann sie durchaus als Haustiere bezeichnen, denn jedes Huhn hat seine Eigenarten und einen einzigartigen Charakter, den man mit der Zeit zu schätzen oder gar zu lieben lernt. Außerdem sind Hühner Herdentiere, Einzelhaltung ist deshalb ein absolutes No-Go. Allerdings sollte die Herde auch nicht mehr als 30 Tiere beinhalten. Denn Hühner können sich nur maximal 30 andere Hühner merken und bei einer größeren Anzahl an Tieren pro Stall bleiben sie einander fremd und müssen täglich die Rangordnung neu festlegen, was zu Dauerstress führt.
Das Wichtigste wäre wohl ein geeigneter Hühnerstall. Hier sollte man ein paar wichtige Dinge beachten: Je nach Anzahl der Tier muss der Stall die richtige Größe haben. Als Richtwert für die Stallgröße rechnet man etwa 1m2 für 3-4 Hühner. Außerdem sollte aus-
reichend Auslauf zur Verfügung stehen. Der Auslauf kann ruhig etwas großzügiger sein, 10 bis 20 m2 pro Tier sollten hier ausreichen. Selbstverständlich darf es aber natürlich auch mehr sein, denn je größer die Auslauffläche, desto wohler fühlen sich die Tiere. Den Stall kann man entweder selbst bauen oder aber man kauft fertige Modelle, die es von verschiedenen Herstellern gibt. Wichtig ist, dass das Gehege und der Stall gegen Räuber, wie zum Beispiel Marder, geschützt wird.
Für eine gemütliche Hühner-Einrichtung braucht man dann noch Sitzstangen, Legenester (eines für etwa drei bis vier Hühner), Heu und Stroh, Futter- und Wasserspender, Einstreu und ein Staubbad aus trockener Gartenerde vermischt mit etwas Holzasche. Bei den Sitzstangen sollte man darauf achten, dass sie genügend Platz für alle Tiere bieten und auf einer Höhe montiert sind, um Streit um die Rangordnung zu vermeiden.
Was das Futter betrifft, so sind Hühner Allesfresser. Im Auslauf finden sie in der Regel Grünfutter, aber auch allerlei tierische Nahrung wie Würmer, Schnecken, Käfer oder Engerlinge. Auch Obst- oder Gemüsereste, Nudeln oder Reis können als Snack gefüttert werden. Darüber hinaus brauchen Hühner aber trotzdem energiereicheres Körner-
futter. Deshalb greift man hier am besten zu fertigen Bio-Futtermischungen aus dem Fachhandel, die all das enthalten, was ein Huhn regelmäßig braucht.
Ist das neue Hühnerheim bezugsfertig und das Futter steht parat, stellt sich die Frage, wo man die Hühner denn jetzt eigentlich herbekommt? Am besten wendet man sich hier an den Verein „Rette (D)ein Huhn“. Dieser vermittelt ausgediente Legehennen an liebevolle Lebensplätze bei Privatpersonen und rettet sie damit vor der Schlachtung. Denn egal ob Bodenhaltung, Freilandhaltung oder Bio-Freilandhaltung: Hennen werden nicht älter als ca. 16 Monate. Da sie dann in die sogenannte „Mauser“ kommen und weniger Eier legen, werden sie für die Betriebe unrentabel und werden „ausgestallt” (ein schöneres Wort für zum Schlachter gebracht). Doch „Rette (D)ein Huhn“ hat in den letzten Jahren schon Tausende Hühner vor dem sicheren Tod bewahrt und auf neue Plätze vermittelt. Wenn Sie also ein paar Hühnern ein Zuhause schenken wollen, dann unterstützen Sie doch den Verein bei seiner Arbeit, retten ein paar Leben und werden so selbst zum Hühner-Held!
Mehr Informationen unter www.rettedeinhuhn.at