Stadt der Oldtimer, Cocktails und Zigarren. Durch die aufregendste Stadt Lateinamerikas. Von Karl Kaltenegger

Havanna ist für mich die faszinierendste Metropole Lateinamerikas. Es ist die Hauptstadt der Cocktails, der Säulen, des Tanzes und der schicken, fein heraus geputzten Oldtimer. Am besten quartieren Sie sich in einem der feinen Innenstadt-Hotels, wie dem El Parque Central oder dem Packard, ein. Dann lassen Sie sich einfach durch die Altstadt La Habana Vieja treiben, die größte erhaltene, koloniale Altstadt Lateinamerikas, die seit 1982 das Prädikat „UNESCO-Welt-Kulturerbe“ trägt. Dort kann man das Flair des Lebens in den Gassen mit den vielen historischen Fassaden, von denen schon viele restauriert wurden, auf sich einwirken lassen. Am Weg durch das Viertel könnten Sie sich in der Bar von Literatur-Nobelpreis-Träger Ernest Hemmingway einen Daiquiri genehmigen. Auch empfehlenswert: La Bodeguita del Medio oder Dos Hermanos. Zwei Geheimtipps von mir: La Teraza de Cojimar oder Van Van, mit Live-Musik am Abend, wie bei vielen anderen Lokalen auch. Der kubanische Rum, dem ein eigenes Museum gewidmet ist, ist fixer Bestandteil der Genusskultur Kubas, ebenso wie das Paffen von Zigarren. Und das zu Recht. Denn Cocktails aus Kuba sind mittlerweile überall auf unserer Welt zu finden. Havanna Club, sowie viele andere Sorten, um damit etwa Cuba Libre zuzubereiten, sind beliebt. Mein Favorit ist der Mojito, ein aus Kuba stammender Klassiker, mit weißem Rum, Limette, Minze und Rohrzucker, etwas Sodawasser und Eiswürfeln. Im Museo del Ron erleben Sie, wie Rum entsteht. Sie können einen Gratis-Drink genießen und zu guten Preisen das klassische, kubanische Belebens-Mittel erstehen.

Havannas Prachtstraße: Der Paseo del Prado
Seit Jahren eingerüstet ist die Kuppel des ab 1929 gebauten Kapitol der 2,1 Millionen Einwohner Stadt. Ein Besuch im prachtvoll renovierten Gebäude ist ein Muss. Ebenfalls auf der Prachtstraße Paseo del Prado liegt das Gran Teatro, Sitz des National Balletts, in dem man eine fulminante Musik-Show erleben kann. Daran anschließend befindet sich das Hotel Inglaterra, mit Live-Musik im Straßen-Café. Nehmen Sie den Aufzug und fahren Sie zum Dach, um den Ausblick zu erleben, oder um einen Cocktail zu schlürfen und am Abend zur Musik zu tanzen. Der großzügig geplante Paseo del Prado entstand 1772. Es gibt einen umfangreichen Bereich zum Flanieren zwischen den Alleebäumen. Lassen Sie sich Zeit, um die ausgestellten Werke von Straßenkünstlern zu bewundern. Wenn Sie Richtung Hafen spazieren, dann genießen Sie die Anmut des Plaza Vieja, des Alten Platzes. Dort am Hafen wurde 1519 die Stadt namens Villa de San Cristóbal de la Habana begründet. Heuer steht sie deshalb ganz im Zeichen des 500-Jahr-Jubiläums.

Einstmals Nummer Drei – Heute die Nummer Eins
Interessant ist die Tatsache, dass Havanna ursprünglich an anderer Stelle, nämlich im Süden Kubas, entstanden ist. Ein paar Jahre später wurde sie aus strategischen Gründen in den Norden verlegt. Havanna war auch nicht die erste Hauptstadt der Insel. Erst 1552 wurde sie nach Baracoa und Santiago de Cuba zur Nummer Eins auserkoren. Immer schon spielte der befestigte Hafen eine tragende Rolle im Handel mit der Alten Welt. Gold und Silber, Zucker, Kakao, sowie Genussmittel, wie Rum und Tabak, alle möglichen Schätze Lateinamerikas kamen im Hafen Havannas auf die Schiffe zur Iberischen Halbinsel. Einstmals diente die Stadt als wichtigster Handelsplatz für den Transport der Waren von Lateinamerika nach Spanien. Aufgrund dieser Bedeutung kam es zu regelmäßigen Piratenangriffen. Heute stürmen moderne Piraten, nämlich Touristen von den Kreuzfahrtschiffen, die Geschäfte und Bars der City.

Auf Tour mit einem Oldtimer
Wir sind zurück am zentralen Platz, dem Parque Central. Dort stehen sie blitzend aufgereiht in der Sonne, die wunderbar restaurierten Oldtimer aus einer anderen Zeit, als Havanna noch Zentrum der Spielhöllen, des Luxus und der Lust war. Wir haben den Fahrer eines roten Klassik-Autos engagiert, etwas gehandelt und starteten zu einem fairen Preis mit ihm durch die Straßen der Stadt. Unser Chauffeur fuhr mit uns über die acht Kilometer lange Malecon de La Habana, die berühmte Straße am Meeres-Ufer, die auf der Stadt-Seite von vielen Gebäuden gesäumt ist, die noch auf ihre Restauration warten. Besonders schön ist die Avenue, deren Anfänge bis ins Jahr 1819 zurückreichen, am Abend, zur Zeit des Sonnenuntergangs, wenn der orange leuchtende Stern draußen vor der Küste im Wasser des Meeres versinkt. Zur Zeit des Karnevals findet am Malecon der farbenprächtige Umzug statt, mit bunten Kostümen, traditionell aufgeputzten Wägen und mitreißenden Salsa-Rhythmen.

Mächtige Festungen gegen Piraten-Angriffe
Weiter geht unsere Fahrt, durch den Meerestunnel der Hafeneinfahrt auf die gegenüberliegende Seite hinauf zur imposanten Festungsanlage, dem Historischen Mili-tärpark, mit dem Castillo der drei Könige von Morro und der Festung La Cabana. Die Anlage wurde zum Schutz vor Piraten, wie beispielsweise Sir Francis Drake, umfangreich ausgebaut. Heute haben Sie von dort oben einen wunderbaren Ausblick auf die vor Ihnen liegende Stadt und den Hafen.

Evviva la Revolucion
Auf unserer Rundtour kamen wir schließlich zum höchsten und weitesten Platz der Stadt, dem Revolutionsplatz Jose Marti, gewidmet dem Nationalhelden und Vorkämpfer der Freiheit. Dort finden die großen Paraden, die Reden und politischen Manifestationen statt. Rundum verstreut liegen die verschiedenen Ministerien, im Plattenbau-Stil erbaut, verziert mit übergroßen Porträts von Karl Marx oder Che Guevara.

Ein außergewöhnlicher Friedhofsbesuch
Der Beschaulichkeit und Kontemplation ist unser nächster Stopp gewidmet. Wir schlendern durch den historischen Friedhof von Cristobal Colon, der 1871 gegründet wurde und als National-Denkmal zählt. „Es ist der schönste historische Friedhof Latein-amerikas, nur die Friedhöfe von Genua und Barcelona sollen noch bedeutender, noch kunstvoller sein“, erzählt uns Fernando, unser Fahrer. Die Nekropolis erstreckt sich über 57 Hektar. Unser Weg führt uns vorbei an unzähligen Mausoleen, kunstvoll gestalteten Figuren und Gräbern aus einer anderen Zeit. Die Friedhofskunst, die wir hier betrachten, ist überwältigend.

Krönender Abschluss im Hotel Nacional de Cuba
Wir sind am letzten Stopp unseres Oldtimer-Ausflugs angekommen, für uns ein absolutes Muss! Das im Jahr 1930 eröffnete Hotel Nacional de Cuba liegt auf einer Anhöhe über dem Meer, mit Blick auf den Malecon de La Habana. Es ist ein Luxus-Hotel mit wandelbarer Geschichte und vielen prominenten Gästen. Heute ist es zum Nationaldenkmal geworden. Wir spazieren durch den mannigfaltig und gediegen dekorierten Empfangsbereich und begeben uns schließlich auf die Terrasse, um draußen im Freien einen kubanischen Cocktail zu trinken und die vielen Eindrücke dieser überaus faszinierenden Stadt beim Plaudern Revue passieren zu lassen.

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