DER NATIONAL-GEOGRAPHIC-JOURNALIST DAN BUETTNER HAT MIT SEINEM TEAM SOGENANNTE „BLUE ZONES“ IN DER WELT ENTDECKT: DAS SIND GEMEINSCHAFTEN, IN DENEN SENIOREN ÜBERDURCHSCHNITTLICH ALT WERDEN. UND NICHT NUR DAS, SIE ERREICHEN DAS REKORDALTER MIT AUSGESPROCHENER VITALITÄT UND ELAN. WAS MACHEN DIESE MENSCHEN ANDERS, UM 10 MAL WAHRSCHEINLICHER 100 JAHRE ALT ZU WERDEN ALS WIR?

Vor Kurzem habe ich ein Video im Internet entdeckt, in dem der Journalist und Forscher Dan Buettner von seiner Suche nach den sogenannten „Blue Zones” berichtet. Blue Zones sind Gebiete oder Gemeinschaften, in denen die Menschen ein überdurchschnittlich hohes Alter erreichen. Nicht nur, dass sie eine bis zu 10 Jahre höhere allgemeine Lebenserwartung haben, auch ihre Krankheitsrate ist im Gegensatz zur durchschnittlichen westlichen Gesellschaft wesentlich geringer.

Eine dieser Blue Zones befindet sich auf Sardinien, in der bergigen Region der Provinz Nuoro. Hier leben die meisten männlichen 100-Jährigen. Die Gesellschaft besteht hauptsächlich aus Hirten, die einer regelmäßigen, aber nicht allzu anstrengenden körperlichen Arbeit nachgehen. Hier findet man auch noch 102 Jährige, die mit dem Rad zur täglichen Arbeit fahren oder Holz hacken. Ihre Ernährung ist pflanzenbasiert und stammt hauptsächlich aus dem Anbau der umliegenden Felder. Sie essen selbst gemachten Käse, der aus der Milch der eigenen grasfressenden Kühe stammt und genehmigen sich ab und an ein Schlückchen des selbst produzierten Weins.

Im Gegensatz zu unserer Gesellschaft, behandelt man die Senioren mit Respekt. Man ist stolz auf das Alter und ehrt die Weisheit der Älteren. Sie sind die Familienoberhäupter und leben mit ihren Nachkommen. So sind sie versorgt und haben den Rückhalt der Familie, aber auch die Kinder profitieren von dem Familienzusammenhalt. Denn auch bei den Jüngsten ist die Sterbe- und Krankheitsrate auffallend gering, was man auch den „Großmutter-Effekt“ nennt.

Eine weitere Blue Zone befindet sich rund 1.300 km südlich von Tokio auf der Inselgruppe Okinawa. Hier wohnt sich die langlebigste weibliche Bevölkerung. Sie leben rund 7 Jahre länger als der Durchschnittsamerikaner, haben fünfmal mehr 100 Jährige, 1/5 der Rate an Darm- und Brustkrebserkrankungen und nur 1/6 der Herzerkrankungen. Sie werden also nicht nur älter, sondern bleiben auch länger vital und gesund.

Auch diese Blue Zone-Bewohner ernähren sich hauptsächlich von einer pflanzenbasierten Diät mit vielem bunten Gemüse und achtmal mehr Tofu als der durchschnittliche Amerikaner. Außerdem achten sie sehr darauf, sich nicht zu überessen
und ihrem Körper die nötige Zeit zu geben, damit sich das Sättigungsgefühl einstellt.

Auch ihr sozialer Verband ist anders als bei uns. Während der heutige Amerikaner im Durchschnitt nur rund 1,5 gute Freunde hat (vor 15 Jahren waren es noch drei), haben die Okinawa-Bewohner durchschnittlich 12 enge Freunde, die zu einem Freundeskreis namens „Moai“ gehören und mit denen sie gemeinsam durch das Leben gehen. Man teilt sein Glück in guten Zeiten und hat in schlechten Zeiten stets jemanden, der einem den Rücken stärkt.
Außerdem hat diese Gesellschaft noch nicht einmal ein Wort für Ruhestand oder Pension. Stattdessen gibt es das Wort „ikigai“ – was übersetzt soviel heißt wie „Der Grund, warum man jeden Morgen aufwacht“ und nach dem man sich sein Leben lang richtet.

Es gibt noch weitere Blue Zones auf der ganzen Welt, die Dan und sein Team erforscht haben. Wenn man sich ansieht, was all diese Gesellschaften gemeinsam haben, kommt man vielleicht darauf, warum diese Menschen so viel älter werden als wir. Zusammengefasst haben die Wissenschaftler neun Punkte gefunden, die auf all diese Orte der Hundertjährigen zutrifft und mit denen vielleicht auch wir 100 Jahre alt werden können:

PUNKT 1: Was überraschend ist: die Blue Zone-Bewohner machen zum Großteil keinen Sport. Dafür integrieren sie aber ständige und mäßige körperliche Anstrengung in ihren Alltag. Bewegung ist ein normaler Teil ihres Lebens und nicht etwas, das man in einer Stunde im Fitnessstudio erledigt. So legen sie größere Fußwege zurück, betätigen sich bei der Garten- oder Feldarbeit und verzichten auf die vielen technischen Helferlein, die zu unserem herkömmlichen Alltag zählen.

PUNKT 2: Es ist wichtig, sich eine Auszeit zu gönnen. Alle Blue Zone-Bewohner vermeiden Eile und Hast so gut es geht und nehmen sich ab und an bewusst Zeit um abzuschalten. Dadurch verläuft ihr Leben langsamer und wesentlich stressfreier. Stress löst Entzündungen im Körper aus, die die Ursache für Krankheiten wie Alzheimer oder Herzinfarkt sein können. Nur 15 Minuten bewusste Entspannung am Tag können den allgemeinen Stresslevel bereits senken.

PUNKT 3: Den Sinn des Lebens finden. Jeder der Blue Zone-Senioren hat eine Lebensaufgabe, der er gerne und mit Leidenschaft nachgeht. Egal ob der 100 Jahre alte Fischer, der noch immer dreimal die Woche mit seinem Boot hinausfährt oder der 102 jährige Karatemeister, der nach wie vor regelmäßig trainiert – sie kennen keinen Ruhestand.

PUNKT 4: Die Menschen der Blue Zones vermeiden es, sich zu überessen. Die Bewohner von Okinawa wenden zum Beispiel die 80% Regel an. Das heißt, sie hören auf zu essen, wenn sie das Gefühl haben, ihr Magen sei zu 80% gefüllt – denn es dauert rund 30 Minuten bis das vollständige Sättigungsgefühl vom Magen im Hirn ankommt. Außerdem nutzen sie kleinere Teller, was auch dazu beiträgt, dass sie im Allgemeinen weniger Kalorien zu sich nehmen.

PUNKT 5: Hier geht es nicht darum, wieviel die Alten der Blue Zone essen, sondern was sie denn genau essen. Sie alle haben eine pflanzenbasierte Ernährung gemeinsam, die aus natürlichen und unverarbeiteten Zutaten besteht. Meist sind es Hülsenfrüchte, Samen, Nüsse und Gemüse aus dem eigenen Anbau. Weißer Zucker und künstliche Inhaltsstoffe kommen ihnen nicht auf den Teller.

PUNKT 6: Sie trinken selbst hergestellten Wein. Ja, ein Gläschen Wein ist anscheinend doch gesundheitsfördernd, aber wirklich nur in moderaten Mengen. Der Wein aus der Nuoro-Provinz in Sardinien enthält außerdem dreimal so viele Polyphenole wie herkömmlicher Wein. Polyphenole wirken entzündungshemmend und krebsvorbeugend.

PUNKT 7: Die Familie kommt in den Blue Zones an erster Stelle. Der Familienzusammenhalt ist unglaublich wichtig und sorgt für Rückhalt und Geborgenheit. Man kümmert sich um seine Kinder und auch um die eigenen Eltern.

PUNKT 8: Dan Buettner meint, dass eine Form der Zugehörigkeit die Lebenserwartung um 4 bis 14 Jahre steigern kann. Die Menschen der Blue Zones sind in ihren Orten sozial aktiv und gehören meist einer Organisation oder einer religiösen Gemeinschaft an, der sie sehr verbunden sind.

PUNKT 9: Eine gute soziale Umgebung hat einen großen Einfluss auf die Gesundheit der Menschen. So besagen Studien, dass jemand, dessen drei beste Freunde übergewichtig sind, eine um 50% höhere Chance hat, selbst übergewichtig zu werden. Lebt man also in einer Gesellschaft, die sehr gesunde Lebensgewohnheiten hat, hat man selbst eine höhere Chance gesünder, vitaler und somit auch älter zu werden

Weitere Informationen zu den Blue Zones und ihren Lebensgewohnheiten finden Sie unter www.bluezones.com