Jeder tut es, kaum jemand gibt es zu. Beim Thema „Selbstbefriedigung“ tun wir, als würde uns das gar nichts angehen. Und doch, es geht uns etwas an, denn Selbstbefriedigung ist so alt wie die Menschheit selbst. Und wer denkt, Dildos und Co. seien eine Erfindungen der modernen Zivilisation, irrt sich gewaltig.

Denn die ersten künstlichen Glieder gab es bereits in der Steinzeit vor rund 28.000 Jahren. Den Untersuchungen der Universität Tübingen zufolge ist der erste gefundene Dildo der Mensch-heit ein länglicher, geschliffener und verzierter Siltstein, ein feinkörniges Sedimentgestein. Er weist immerhin eine stolze Länge von 19 Zentimetern auf, ist 2,8 Zentimeter dick und wiegt beachtliche 287 Gramm.

In der griechischen Antike und bei den ägyptischen Pharaonen waren Dildos in Gebrauch, die Damen in Ägypten verwendeten etwa Papyrusrollen, die vorher noch mit Ameisen befüllt wurden. Eine prickelnde Angelegenheit also.

Im Mittelalter hingegen war alles, was nicht der reinen Fortpflanzung diente, im besten Fall verpönt, im schlimmsten Fall sogar verboten. Erst 1783 fand man im Haus der Madame Gourdan, die ein Bordell in Paris führte, eindeutige Hinweise auf einen florierenden Dildo-Versand. Die Kunstpenisse wurden „consolateur“ genannt, das französische Wort für „Tröster“.

EIN GUT GEHÜTETES GEHEIMNIS

Der klassische Dildo ist beinahe in jedem weiblichen Haushalt daheim, auch in solchen, in denen man es augenscheinlich nicht erwarten würde, wie Ursula (70) erzählt: „Meine Schwiegermutter ist im Alter von 87 Jahren verstorben. Als wir den Nachlass geregelt hatten, machten wir uns daran, das Haus zu räumen. Und dabei kam eine hübsche Sammlung an Dildos und Vibratoren zu Tage. Wer hätte das gedacht? Die ganze Verwandtschaft fragte sich verwundert, was die Omi damit wohl angestellt hat. Ich meine, blöde Frage, oder?” Im nächsten Atemzug beantwortet Ursula bereits die noch nicht gestellte Frage nach eigenen Erfahrungen: „Ich? Nein, ich brauche sowas nicht!“ Und doch, selbst wir haben als Kinder in Mamas Kleiderschrank ein verdächtig eindeutiges vibrierendes Etwas in damals hochmodernem Phosphorgrün gefunden. Aber, wenn sie denn keiner braucht und hat, wieso finden sich immer wieder welche in unseren Betten oder sonst wo?

LUSTSTEIGERUNG MIT SPIELZEUG

Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt, was Art und Beschaffenheit des bevorzugten Sex-Spielzeugs betrifft, im Internet wird gefunden, was bisher noch nicht mal gesucht wurde. Ob bunt und schrill oder bedrohlich düster, es gibt nichts, was es nicht gibt. Ein Streifzug durch das Angebot – für jung und alt. Ein Plädoyer für die Liebe zu sich selbst und die Liebe zum Partner, inklusive Entdeckungsreisen zu den eigenen Bedürfnissen und den Angeboten am schrillen Markt des Sex-Spielzeugs. Angefangen von Dessous über diverse Kostüme, ob Krankenschwester oder Polizist mit Handschellen, lebensgroßen Silikonpuppen, die sogar maßgefertigt werden, über Vibratoren, Taschen-Vaginas bis hin zu Fetisch-Utensilien wie Latexanzüge, Mundknebel oder Peitschen. Ganz gemäß dem Motto „Jedem Tierchen sein Pläsierchen.“

„DISCO-DILDO“ UND BADEENTCHEN

Den klassischen Vibrator gibt es mittlerweile für jede Vorliebe, ob ergonomisch so gebogen, dass er den G-Punkt erreicht (G-Punkt Vibrator) oder sogenannte Rabbit-Vibratoren, die die Klitoris gleich mit stimulieren und so grenzenloses Vergnügen versprechen. Relativ neu sind Auflegevibratoren wie der „Womanizer Pro“, sie sollen die berührungslose Stimulation der Klitoris ermöglichen und Lichteffekte im Dunkeln bieten, „Disco-Dildos“ sozusagen. Dildos müssen auch nicht immer aussehen wie das Ebenbild seiner Kronjuwelen, das beweisen die vielen Modelle, die wie Lippenstifte oder USB-Sticks aussehen, ja sogar das Badeentchen musste herhalten im Wettbewerb um den originellsten Style. Dabei wird aber immer mehr auf Nachhaltigkeit Wert gelegt – und das in jeglicher Hinsicht. Nachhaltig soll nicht nur das Vergnügen mit dem neuen besten Stück sein, sondern auch der Betrieb desselben. Viele Vibratoren lassen sich bereits wieder aufladen, manche sogar mittels USB-Stick – praktisch, wer es im Büro mal brauchen sollte. Wer es noch frecher mag, der bestellt sich Smartphone-kompatible Liebeskugeln, die lassen sich per App steuern, während man vielleicht in einer Besprechung an den Liebsten denkt. Einsamer Sex ist nur das halbe Vergnügen, an die Herren der Schöpfung wurde auch gedacht. Paarvibratoren sollen beiden Partnern gleichermaßen Vergnügen bereiten, sie finden sowohl im Vorspiel, als auch im Akt selbst ihre lustfördernde Bestimmung. Der flache Vibrator, der an einen Schuhlöffel erinnert, bleibt beim Geschlechtsverkehr in der Vagina, die von ihm ausgehenden Vibrationen sollen die Partner in ungeahnte Höhen katapultieren. Selbstverständlich gibt es die Lustbringer auch ferngesteuert und sogar programmierbar auf zuvor eingespeicherte Lieblingsrhythmen, so dass der Ritt gen Orgasmus garantiert von Erfolg gekrönt wird. Im 21. Jahrhundert wird eben nichts dem Zufall überlassen.

EIER FÜR DIE MÄNNER!

Die kopulationsbereiten Herren werden ein wenig enttäuscht sein, da die Auswahl an speziellem Spielzeug für ihre Lust, gelinde gesagt, überschaubar ist. Neben dem klassischen Penisring, der die Standkraft der Herren mit oder ohne Vibration steigern soll, gibt es noch die altbewährten Silikon-Vaginas, meist immerhin originell verpackt. Diese sogenannten Masturbatoren liefern laut Herstellern „ultimativen Genuss der Extra-Klasse und sind wahre Freudenschenker“. Diskreter sind auch bei den Herren Liebeskugeln, die anal eingeführt werden. Der Beglückte spielt mit seinen Kugeln via Smartphone-App und genießt dabei seinen eigenen zuvor eingegebenen Takt. Der neueste Schrei lässt eher an Ostern denn an heiße Liebe denken: Die sogenannten „Tenga Eggs“– Fastfood für das beste Stück! Ein lustiges Gimmick mit Spaßfaktor ist das Ei aber allemal. Die einmalig zu verwendenden Eier aus Elastomer stülpt sich der Mann von heute über den Penis und bewegt das flexible Tenga Egg auf und ab. Tenga Eggs versprechen Abwechslung im Solo-Vergnügen und überraschen mit unterschiedlichen Strukturen im Inneren des Eis. Zu haben in jeder nur erdenklichen Farbe und Innenleben. Männer, ran an die Eier!

FIRSCHER WIND IN DER HOSE

Wer frischen Wind zwischen seine Beine und in sein Sexualleben bekommen will, wird im Internet bestimmt fündig. Und wer weiß, so manch einer ist beim Gustieren erst auf verborgene Leidenschaften gestoßen, im wahrsten Sinn des Wortes. Im besten Fall teilt der Partner die Vorlieben und lässt sich mit Enthusiasmus und Standkraft auf das neue Abenteuer ein. Und selbst wenn nicht, unsere Großmütter wussten auch schon, was ab und zu mal ganz gut tut – alleine, in entspannter Atmosphäre. In diesem Sinne, viel Erfolg beim Experimentieren!

Von BonaDea